Wie jedes Jahr war die Spannung groß, wohin der diesjährige Jahresausflug gehen würde. Margit Gamberoni hatte sich etwas ganz Besonderes ausgedacht, nämlich mit uns nach Tschechien, genauer gesagt, nach Böhmen zu fahren und die unweit der bayerischen Grenze liegende Wallfahrtskirche Maria Kulm zu besuchen. Anschließend standen noch Karlovy Vary (Karlsbad) und Franzensbad auf dem Programm.
Die Wallfahrtskirche Maria Kulm war bis weit in 20. Jahrhundert der meist besuchte Wallfahrtsort in Tschechien, zu dem jedes Jahr mehrere 10.000 Menschen pilgerten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Pilgerstrom zum Erliegen und man nahm in Kauf, dass die Kirche mehr und mehr verfiel, bis sie 1958 in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen wurde. Erst im Jahr 2004 wurde mit der Restaurierung der von Christoph Dientzenhofer entworfenen Kapelle begonnen. Sie erstrahlt heute zwar wieder in neuem Glanz, aber die Spuren der Vergangenheit sind noch immer sichtbar. Propst Kucera erzählte uns von den Anfängen der Kirche bis in die Gegenwart und bedauerte, dass heute die Zahl der sonntäglichen Kirchenbesucher sehr, sehr gering sei.
Im Anschluss folgte die nachdenkliche Andacht mit Albin Zeck, der den Bogen von der dem Verfall preisgegebenen Kirche spannte, die nun wieder auferstanden ist aus dem Staub von Jahrhunderten, und uns Menschen, die zwar ebenfalls aus Staub sind, dennoch zugleich individuell wertvolle Perlen. Martin Zeck umrahmte mit seinem – wie immer – einfühlsamen Orgelspiel das Ganze. Wie würde dieses Spiel wohl erst klingen ohne CI’s?
Von Maria Kulm führte uns die Fahrt weiter nach Karlsbad, direkt ins Restaurant Karl IV, wo wir ein ausgiebiges böhmisches Mittagessen eingenommen haben, natürlich nicht ohne den berühmten Becherovka zu probieren, einen speziellen Kräuterlikör. Ein Spaziergang durch Karlsbad, den an der Teplá gelegenen Kurort, der zu den berühmtesten und traditionsreichsten der Welt gehört, war ein Muss. Er besitzt zahlreiche Thermalquellen, die zunächst nur für Bäder genutzt wurden und später auch für Trinkkuren. Jeder von uns hatte natürlich einen Becher oder eine Tasse dabei, um von den verschiedenen Mineralwässern zu probieren. Wer es ganz richtig machen wollte, kaufte sich eine Schnabeltasse, um das Wasser schluckweise zu genießen. Viele berühmte Besucher, darunter Schriftsteller, Komponisten und selbst Kaiser schätzten die Wirkung der Heilwässer. Neben den Mineralwässern sind natürlich die Karlsbader Oblaten eine bekannte Spezialität, von denen wir selbstverständlich welche als Souvenirs mitgenommen haben.
Franzensbad war die letzte Station unserer Reise, etwas laut, weil gerade eine Oldtimer Rallye stattfand, aber ebenfalls sehr interessant. Margit hatte in weiser Voraussicht eine Stadtrundfahrt mit der kleinen Sightseeingbahn eingeplant, da unsere Füße am Abend doch schon etwas müde waren. Die Bahn führte uns vorbei ans prachtvollen Häusern und Hotels, Promenaden, Kirchen und Kolonnaden. Franzensbad besitzt nicht nur Mineralquellen, es gehörte zu den ersten Moorbädern Europas. Nur einen Katzensprung entfernt vom Ausstieg aus der kleinen Bahn war das Gourmet-Restaurant Goethe, in dem wir nochmals ausgiebig zu Abend gegessen haben, natürlich durften dabei altböhmische Liwanzen mit Früchten nicht fehlen. Rundum zufrieden und alle satt, traten wir die Heimreise nach Bamberg an. Der Bus brachte uns sicher und pünktlich ans Ziel.
Es war ein gelungener Ausflug, aber – wie immer – zu kurz. Damit nichts schief läuft, oder gar dem Zufall überlassen wird, hatte Margit diese Fahrt bereits zweimal im Vorfeld gemacht. Es bleibt deshalb nur noch zu sagen: „Danke, Margit, für Deine Mühe und gute Vorbereitung“. Alle freuen sich schon auf den Ausflug im nächsten Jahr, wo immer der auch hingeht.
Hannelore Schöffel